Fünf Grundschulen in Paderborn

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. hat im September 2011 nach erfolgreich bestandener Zertifizierung vier Paderborner Grundschulen für ihr Angebot einer vollwertigen Verpflegung ausgezeichnet. Elisabethschule, Marienschule, Grundschule Sande und Grundschule Josef dürfen seitdem ihre „Schule + Essen = Note 1-Zertifizierung“ ausloben. Seit 2015 ist auch die Stephanusschule mit dem Zertifikat ausgezeichnet. Getragen und finanziert wurde das Vorhaben der Zertifizierung vom zuständigen Schulträger, dem Schulverwaltungsamt Paderborn.

Dr. Elke Liesen von „Schule + Essen = Note 1" führte nach der erfolgreichen Auditierung mit Frau Bauszus vom Schulverwaltungsamt Paderborn ein Interview rund um die Erfahrungen der erfolgreichen Implementierung des „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“.

In wie vielen Schulen der Stadt Paderborn wird eine Mittagsverpflegung angeboten und welche Verpflegungssysteme kommen zum Einsatz?
Bauszus:
Mittagsverpflegung wird in allen 42 städtischen Schulen angeboten. Dort, wo die Stadt Paderborn nicht die Organisation übernommen hat, wird die Mittagsverpflegung durch die Schule selbst bzw. Elternvereine oder Träger der Betreuungsmaßnahmen organisiert. Die Schulen werden vor allem mit warm angelieferten Speisen versorgt. Nur in einer OGS und in einer Gesamtschule wird vor Ort frisch gekocht. In einer weiteren Gesamtschule wird nach dem Mischküchensystem gearbeitet. Hier werden warme und kalte Komponenten angeliefert. Die kalt angelieferten Speisen werden dann vor Ort mittels Kombidämpfer aufbereitet.

Was war ausschlaggebend dafür, dass sie als Träger begonnen haben, sich mit einer Optimierung der Qualität des Schulessens zu beschäftigen?
Bauszus: Durch den immer stärker nachgefragten Ganztag rückt auch die Mittagsverpflegung verstärkt in den Fokus, so dass sich die Stadt Paderborn als Schulträger und damit als Verantwortliche für die Rahmenbedingungen in Schule auch für die Mittagsverpflegung verantwortlich fühlt. Von Anfang an herrschte bei allen Beteiligten Einigkeit darüber, dass dabei unter den gegebenen Bedingungen eine möglichst hohe Qualität angestrebt werden sollte.

 

Wie sind Sie auf den „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ und die Zertifizierung aufmerksam geworden?
Bauszus:
Zum einen durch unsere Kooperation mit dem Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit,der Universität Paderborn,in Person von Frau Oepping. Zum anderen durch die in Paderborn in den Jahren 2008 und 2009 durchgeführten Werkstattgespräche und Veranstaltungen mit der DGE. Bei den Werkstattgesprächen und Veranstaltungen rund um den Qualitätsstandard, die Schulverpflegung und die Zertifizierung kooperierte „Schule + Essen = Note 1“ mit der Universität Paderborn. Auf diese Weise wurden viele Paderborner Schulen über die Inhalte des „Qualitätsstandards für die Schulverpflegung“ der DGE informiert. Auch wir von der Schulverwaltung haben an diesen Veranstaltungen teilgenommen und von den Inhalten partizipiert. Letztendlich war es für uns auch ausschlaggebend, die Inhalte des Qualitätsstandards zur Basis unser Ausschreibung zu machen. Die erste Ausschreibung von vor drei Jahren fußte bereits auf den Qualitätsstandards der DGE.

Haben Sie bei der Einführung und Umsetzung des „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ Unterstützung erhalten?
Bauszus: Unterstützt wird die Stadt Paderborn durch die Kooperation mit der Universität Paderborn und dem dadurch entstandenen Projekt „ViPaS (Verpflegung in Paderborner Schulen). Dieser Arbeitsbereich befasst sich seit dem Schuljahr 2009/2010 mit Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung, -sicherung und zum Qualitätsmanagement der Schulverpflegung in der Stadt Paderborn. Das Schulveraltungsamt setzt gemeinsam mit dem der Universität Paderborn und allen Beteiligten an der Schulverpflegung Maßnahmen um, die die Strukturen, Prozesse und vor allem das Ergebnis – die Mittagsverpflegung in den Schulen – in ihrer Qualität verbessern. Die Universität Paderborn hat die Stadt Paderborn während des gesamten Zertifizierungsprozesses organisatorisch und mit Fachwissen begleitet. Beraten und geschult wurden die Akteure der vier Schulen durch das DGE-Projekt „Schule + Essen = Note 1“. An vier Schulungstagen wurden Grundlagen zur Lebensmittelkunde, die Inhalte des Qualitätsstandard für die Schulverpflegung, die Kriterien der Speisenplanung, die rechtlichen Rahmenbedingungen - vor allem die Grundsätze der Hygiene - und Möglichkeiten, die Akzeptanz zu verbessern, vermittelt. Auch die Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW, von der eine Regionalstelle in Paderborn ansässig ist, hat die Zertifizierung unterstützt.

 

Worin haben Sie Vorteile einer Zertifizierung für die Schulen bzw. für Sie in der Trägerschaft gesehen?
Bauszus: Durch die Auswahl der zu zertifizierenden Schulen stehen beide für die Stadt Paderborn tätigen Caterer in der Pflicht, ihre Mittagsverpflegung noch stärker nach dem Qualitätsstandard für die Schulverpflegung der DGE auszurichten und deren Einhaltung zu gewährleisten. Da beide Caterer nicht nur für die zu zertifizierenden Schulen ihr Angebot entsprechend umgestellt haben, sondern dies für alle zu beliefernden Schulen gilt, profitieren alle Schulen von der Maßnahme.

 

Was waren Ihre Erwartungen an eine Zertifizierung und haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Bauszus:
Durch die Zertifizierung sollte die hohe Qualität der Mittagsverpflegung allen Beteiligten, Schulen, Schülerinnen und Schülern, Eltern, Außenstehenden etc. bewusst und transparent gemacht werden. Auch sollte die Akzeptanz durch die Zertifizierung gesteigert werden. Auch sollten sich die Schulen noch einmal intensiv mit dem Thema Mittagsverpflegung auseinandersetzen und versuchen, diese für ihre Schülerinnen und Schüler noch weiter zu optimieren.

Ich denke, dass die Schulen und die Caterer durch die Zertifizierung sehr viel an Kompetenzen und Fachwissen zum Wohle der Schülerinnen und Schüler dazu gewonnen haben. Dies gilt natürlich auch für den Schulträger. Durch die Zertifizierung konnte die Qualität der Schulverpflegung in den zertifizierten Schulen, aber auch in den anderen Schulen, die von den beiden Caterern beliefert werden, noch einmal gesteigert werden.

Warum haben Sie gerade diese vier Grundschulen ausgewählt?
Bauszus:
Die vier Grundschulen wurden so ausgesucht, dass beide Caterer involviert waren und die Trägerschaft je mindestens einer Schule bei der Caritas, der AWO und eines Elternvereines lagen. Auch war es wichtig, dass die Schulen von sich aus bereit waren, an der Zertifizierung mitarbeiten zu wollen.

Was hat sich durch die Zertifizierung geändert?
Bauszus:
Meiner Meinung nach ist die Mittagsverpflegung durch die Zertifizierung an den Schulen stärker in das Bewusstsein der Beteiligten gerückt und hat damit in ihrer Arbeit und ihrer Kommunikation auch mit Eltern einen höheren Stellenwert erlangt.
Einen weiteren Effekt sehe ich darin, dass sich die Caterer nun intensiv mit dem Qualitätsstandard für die Schulverpflegung der DGE auseinandergesetzt haben und diese auch kontinuierlicher umsetzen.

Was würden Sie anderen Trägern empfehlen, die für ihre Schulen eine Zertifizierung anstreben?
Bauszus:
Ganz wichtig wäre für mich, dass alle Beteiligten diese Zertifizierung wollen. Ich denke, nur dann kann die Zertifizierung auch erreicht werden. Hilfreich kann es außerdem sein, sich die fachliche Unterstützung, zum Beispiel durch die Vernetzungsstelle Schulverpflegung oder durch andere Experten dazu zu holen.

Was sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Bauszus:
Die Stadt Paderborn möchte im kommenden Schuljahr weitere Grundschulen zertifizieren lassen. Großer Wunsch ist es, auch eine Zertifizierung für eine weiterführende Schule durchzuführen.
Aus den gemachten Erfahrungen heraus wird die Stadt Paderborn zum Ende des Jahres 2012 eine Ökotrophologin für die Schulverpflegung in Ganzzeit einstellen. Eine Aufgabe für diese neu geschaffene Stelle wird auch die Weiterbeschäftigung mit der DGE Zertifizierung sein.

Wir danken für das Gespräch.